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Künstler: Strapping young lad

Album: The new black

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: Far beyond metal

Autor: Markus

Es dürfte jedem Musikrezensenten schwer fallen, eine Plattenkritik über ein neues Devin Townsend Machwerk zu schreiben, ohne darauf hinzuweisen, dass der selbsternannte verrückte Professor des metallischen Klangkosmoses zu den fleißigsten Köpfen der gesamten Hartwurstszene gehört. Tatsächlich hat der extravagante Kanadier erst im Januar dieses Jahres mit „Synchestra“ ein Album seiner Soloband auf den Markt geschmissen und steht nun - nicht einmal sechs Monate später - schon  wieder mit einem Output seiner Zweitkapelle Strapping young lad auf der Matte. Wenngleich „Synchestra“ erstmals nicht ganz dem selbst gesetzten  Qualitätsstandard entsprechen konnte, dürften angesichts von „The new black“ jedwede Befürchtungen bezüglich eines etwaigen Formtiefs beiseite gewischt werden. Dieses Urteil lässt sich in erster Linie damit begründen, dass Mister Townsend es auch anno 2006 noch nicht verlernt hat, seine Stammhörerschaft zu überraschen und sich weiterhin darum bemüht, möglichst viele neue Facetten in seinen Sound einfließen zu lassen. Ließen sich Strapping young lad Veröffentlichungen bisher am besten mit den Attributen laut, hektisch und sperrig umschreiben, so finden sich auf „The new black“ zuhauf hochmelodische Elemente und relaxte Passagen, welche einen herrlichen Kontrast zu den – natürlich ebenso häufig auftretenden – aggressiven Episoden bilden. Glich der unmittelbare Vorgänger der neuesten Strapping young lad Langrille namentlich „Alien“ noch einem akustischen Inferno und enthielt selbiges Album eine Vielzahl schwer ergründbarer Songs, so kommt der 2006er Output erstaunlich eingängig daher und bietet neben den für die Band so typischen Wutausbrüchen auch reichlich harmonische Gitarrenmelodien und leidenschaftliche Gesänge.

Bereits der Opener „Decimator“ überrascht den Zuhörer durch den vermehrten Einsatz der cleanen Singstimme und eher relaxt daherkommenden Gitarrenspiel. Würde Ausnahmeschlagwerker Gene Hoglan nicht in altbewährter Manier sein Drumset verprügeln, könnte man beinahe in Versuchung kommen, von einem positiv angehauchten Song zu sprechen. Der sich anschließende Hassbrocken „You suck“ ist da schon ein ganz anderes Kaliber, lässt durch eine kompromisslose Textbotschaft aufhorchen und knallt im D-Zug Tempo aus den heimischen Boxen, bleibt aber erstaunlich lange in den Gehörgängen des Konsumenten hängen. Track Nummer drei „Antiproduct“ ist dann ein Groovemonster sondergleichen und wartet mit allerlei unkonventionellen Ideen auf. Neben einem kompletten Orchester gibt es hier auch ein wirklich abgefahrenes Solo in der Mitte des Stückes zu hören. Absolut großartig ist auch „Far beyond Metal“ geworden, dessen Songtitel nicht besser hätte gewählt werden können,  zumal selbige Nummer nicht auf gewöhnlichen metallischen Ausdrucksformen fußt, sondern durch mutige Arrangements jenseits aller gängigen Schemata glänzt. Im hymnischen „Fucker“ gibt Bif Naked ein paar weibliche Gesangsparts zum Besten und verpasst dem hocheingängigen und äußerst diskokompatiblen Song eine zusätzliche interessante Facette. Der abschließende Titeltrack vereint sämtliche der auf „The new black“ versammelten musikalischen Elemente und behält sich den Anspruch vor, der am schwierigsten zu ergründende Song auf diesem Album zu sein, fällt aber gegenüber den restlichen Stücken leicht ab, da er nicht über seine gesamte Spielzeit zu fesseln weiß.

Abschließend bleibt die Erkenntnis, dass sich Strapping young lads Musik anno 2006 mehr denn je in unberechenbaren Bahnen bewegt und sich jede Kategorisierung der auf „The new black“ dargebotenen Tonkunst schlichtweg verbietet. Sollte Devin Townsend – wie angekündigt – nach dem Release dieses großartigen Outputs eine längere Schaffenspause einlegen, so hat er seiner Anhängerschaft ohne Zweifel ein eindrucksvolles Tondokument hinterlassen, an dem selbige für lange Zeit ihre helle Freude haben wird.

 

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